Der Ganges in Indien ist so einer. Oder der Whanganui in Neuseeland. Die Rede ist von Flüssen, die den Status einer Rechtspersönlichkeit zugesprochen bekommen haben – eine ungewöhnliche Ehre, die jetzt auch dem Río Atrato in Kolumbien zuteil wurde.

Moremi Zeil vom Institut für Geographie und Regionalforschung möchte sich die Geschichte hinter der „Persönlichkeitswerdung“ des Río Atrato genauer ansehen und widmet sich in seiner Dissertation einem Urteil des kolumbianische Verfassungsgerichts aus dem Mai 2016. Darin wurde festgelegt, dass dem 650 Kilometer langen Fluss Persönlichkeitsrechte zuzugestehen sind.

Das Urteil ist als Erfolg für Umweltschützer zu werten, die den kolumbianischen Staat klagten, weil der nicht genug gegen den illegalen Bergbau in der Region unternahm. Ob das Ökosystem des Flusses nun gerettet sei und was die höchstrichterliche Entscheidung konkret bedeute, will Zeil nun erforschen: „Wir wissen nicht genau, welche Konsequenzen das Urteil hat. Der Fluss wurde zur juristischen Person. Er ist damit, so könnte man argumentieren, menschlich geworden, zumindest ist er ein Subjekt geworden. Wie bringt man einen Fluss dazu, zu sprechen? Welche Rechte hat er? Aber auch: Welche Pflichten hat er?“, fragt Zeil. Antworten darauf sucht er vor Ort – im Jänner begab er sich auf eine erste Exkursion nach Kolumbien.